Video-Aufzeichnung des Vortrags im Wiener Republikanischen Club:

Frankreich im freien Fall nach rechts?

 

Vortrag: Danny Leder

Einleitung und Moderation: Sibylle Summer

Drei Wochen vor dem ersten Durchgang der französischen Präsidentenwahlen sind die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf die französische Wahlkampagne klarerweise spürbar. Präsident Emmanuel Macron konnte seinen Vorsprung für den ersten Wahlgang ausbauen (laut Umfragen verzeichnete er einen Anstieg von rund 25 auf 30 Prozent) und seine Siegesaussichten für die anschließende Stichwahl (voraussichtlich neuerlich ein Duell mit Marine Le Pen) weiter vergrößern. Die beiden, miteinander rivalisierenden Führungspersönlichkeiten des Rechtsaußenlagers, die etablierte Nationalpopulistin Marine Le Pen und der rechtsradikale Quereinsteiger Eric Zemmour, die noch bis vor kurzem Putin als Vorbild gehandelt hatten, mussten blitzartig umsatteln. Aber die strukturellen Gründe, die es diesen Kräften erlaubt hatten, den Wahlkampf weitgehend zu beherrschen und in den Umfragen – zusammengerechnet – auf über 30 Prozent zu gelangen (und jetzt auf dieser Höhe zu verbleiben), sind weiter wirksam. In Folge der ökonomischen Rückwirkungen des Kriegs in der Ukraine könnten diese Faktoren in der politischen Auseinandersetzung in Frankreich sogar wieder verstärkt zum Tragen kommen. Mein Referat ist daher diesen strukturellen Faktoren gewidmet, die in Frankreich schon seit drei Jahrzehnten am Werk sind und zu einer neuen sozial- und regionalpolitischen Lagerbildung geführt haben. In diesem Zusammenhang erörtere ich auch die Zersplitterung der französischen Linken und die zuletzt verzeichnete Aufholjagd des (auch in der Linken) umstrittenen Tribuns Jean-Luc Melenchon.     

You-Tube-Kanal des Republikanischen Clubs, 17.3.2022